Hochsensibilitaet – und das ganz normale Leben.

Heute beobachtete ich meine 1,5-jährige Tochter: sie stand mitten in der Küche ihrer Großmutter. Sie stand einfach da, mit konzentriertem Blick. Oma und Opa unterhielten sich, Mami haute in die Tasten des Laptops; ein normales Alltagsgeschehen mit ganz einfachen Nebengeräuschen. Ich sah ihr an, dass sie einen Moment ganz bewusst lauschte und wahrnahm, was das Gehör ihr gerade so alles an Informationen lieferte. Ich hörte vermutlich als einzige Erwachsene im Raum die Kühe draußen, die etwa 2,5 km entfernt auf einer Wiese standen und deren „muuuuuhh“ ich bewusst wahrnahm. Ich erahnte, dass meine Tochter genau diese Kühe gerade auch bewusst hört. Ich schaute sie einfach fragend an und wartete bis sie ihren Blick zu mir wendete. Dann sagte sie: „oh, da. Muh“. Somit hatte ich die Bestätigung, dass sie den Kühen bewusst lauschte, die außer uns beiden in dem Moment niemand wahrgenommen hatte. Alle anderen Anwesenden blendeten selbstverständlich diese weit entfernten Geräusche aus. Was nahm ich in der Zeit noch bewusst wahr, was die anderen durch ihr neuronales Filtersystem sicher ausfilterten bzw. nur im Unterbewusstsein statt im Bewusstsein wahrnahmen? Zum Beispiel die unterschiedlichen Gerüche, die sich aus Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer zusammen im Flur sammelten. Die weit entfernten Autogeräusche draußen, das Rauschen der Heizung drinnen, die selten so entspannte Atmosphäre zwischen meinen Schwiegereltern, die angenehme Helligkeit durch den Lichteinfall von draußen nach drinnen sowie das leise Summen oder Rauschen meines Laptops. Den Kaffee und -Teegeruch der drei weit entfernt stehenden Tassen, die Wärme des Dampfes und das wohlig-warme Gefühl, das in mir dadurch entstand.        

Ich bin mir dessen bewusst, dass ich diese Reize oft (nicht immer) weniger ausblende als viele andere Menschen. Und das ist in Ordnung so. Mir geht es heute super damit! Solange ich keine völlige Reizüberflutung erlebe, sehe und nutze ich das sowieso als positive Eigenschaft. 

Solltest du dich häufig müde -ohne ersichtlichen Grund- fühlen, dich auf Partys eher frühzeitig verabschieden oder auf Festen immer wieder ruhige Plätzchen aufsuchen, sollte es dir schnell zu laut, zu geruchsintensiv oder zu hell sein und solltest du dich in dem Beitrag wiedergefunden haben, dann könntest auch du mit einer Hochsensibilität zu tun haben. Hochsensibilität bezeichnet das Phänomen der sensorischen Verarbeitungsintensität äußerer Einflüsse. Was das genau bedeutet, warum Hochsensibilität nicht immer einfach für mich war -ganz besonders nicht in einer der schwersten Situationen meines Lebens- und wie ich sie letztlich positiv nutze und damit vielleicht auch dir helfen kann, erfährst du in einem Artikel von mir aus dem Jahr 2018. Veröffentlicht wurde der Artikel von Roland Tischberger, der zahlreiche Beiträge und ein paar Bücher rund um das Thema Burnout geschrieben hat. Hier geht’s zum Artikel von mir:

      
https://burnoutside.com/hochsensibilitaet/