
„Der Wind streut das Samenkorn, aus dem die Blume der Freiheit wächst.“ – Friedrich Nietzsche.
Ein paar Gedanken zu dem Zitat, anschließend ein paar meiner Erfahrungen und überall zwischendrin Fragen für dich.
Der Wind (und ich meine hier tatsächlich den physischen Wind draußen in der Luft) ist spätestens seit dem Tod meiner Mutter ein viel bewussterer und innigerer Begleiter geworden als zuvor. Ich habe in einem anderen Beitrag bereits davon geschrieben, wie ich ihn inzwischen wahrnehme. Vielleicht hat mich das Zitat von Nietsche deshalb nicht losgelassen? Mir kam das Zitat in den Sinn, als ich im Sonnenaufgang meinen Blick über ein Kornfeld streifen ließ. Kennst du den Moment, wenn du die Sonne und eine schöne Kulisse bewusst wahrnimmst und dann die Sonne auf der Haut und auch in dir spürst? Es gribbelt und fühlt sich so ruhig, warum und heilsam an. Ein leichter Wind dazu und ich fühle mich frei und unabhängig. Es war die nötige Sonne und das Lüftchen, was ich unbewusst wohl gerade gebraucht habe, damit meine innere Blume der Freiheit sich ein wenig aufrichten kann, während eines meiner Lebens-Samenkörner vor kurzem vom Winde weiter gestreut wurde (dazu gleich mehr).
Wie interpretierst du Nietzsches Zitat für dich? Ich interpretiere es für mich so: Wenns windig oder gar stürmig ist (wenn wir harte Zeiten haben), wächst anschließend Neues empor, das uns unserem wahren Inneren (unserem freien Selbst) näher bringen kann; wir werden uns einer Sache oft bewusster, fühlen uns manchmal befreiter, erlauben uns evtl. ein Umdenken oder anders handeln, stehen für unsere Werte ein usw. Nach jedem kleinen Wind und nach jedem starken Sturm, gehen wir nie wieder auf die gleiche Art weiter wie zuvor. Vielleicht fühlt es sich manchmal so an, als seien wir erstmal gebrochen. Doch mit etwas „Sonnenschein“ (und der folgt immer, vgl. Dualismus) können wir in der Schönsten Form weiterwachsen, wenn wir es uns selbst erlauben. Du hast die Wahl zwischen Frust, Verbitterung oder dem Versuch einen Weg der Heilung zu gehen. Auch wenn das Zweitgenannte nicht immer der einfachste Weg ist. Und es bedeutet auch nicht, dass das, was passiert ist als „gut“ bewertet werden oder schöngeredet werden muss. Ich sage sicherlich nicht, dass alles für etwas gut ist oder dass a passieren muss, damit b eintritt. Es bedeutet schlichtweg nur, dass der Wind uns derart durchpustet, dass wir uns neu sortieren können/dürfen. Wir hören in bestimmten Lebensphasen oder harten Situationen unsere innere Stimme oft lauter. V.a. wenn wir sie zuvor lang genug ignoriert und immer wieder weggedrückt haben. Wenn wir uns erlauben sie zu hören, erlauben wir uns auch eine energetische Drehung, so können alte Samen weiter und tiefer fliegen oder neue Samen vom Winde getragen werden. Ums weniger metaphorisch auszudrücken: die Energie steht dann gut, um Änderungen vorzuenhemen (oder in Frust und Starre zu verfallen, da wir uns nicht erlauben unsere innere Stimme zuzulassen). Ich glaube, dass in jeder Erfahrung sehr viel Potential für uns steckt und oft ist es uns erst hinterher oder mittendrin bewusst, dass sich etwas ändert. Etwas, dass uns zu einem immer freieren Lebensgefühl führt. Manchmal ergreifen wir die Gelegenheit, manchmal benötigt es weitere Winde, bis wir „es“ verstanden haben.
Kennst du ähnliche Situationen aus deinem Leben, wie die, die ich dir hier gleich exemplarisch von mir nenne? Welche Ressourcen, Erkenntnisse und Fähigkeiten hast du aus stürmischen Zeiten für dich gewonnen? Welche Samen wurden vom Wind getragen, aus denen inzwischen deine Blume erwachsen ist?
Es bebte und stürmte eine Weile sehr als ich als Kind beschloss nicht mehr zur Kita zu gehen, da ich die Schnauze ziemlich voll von manchen Umständen dort hatte. Auf den Sturm folgte eine Extraportion Liebe und Zuwendung meiner Mutter, die mich hörte, verstand, mir meinen Weg lies, mich nicht zwang irgendwo zu sein, wo ich nicht sein wollte, die für mich da war. Ihr merkt, als Kind is es wichtig, dass die Eltern den Samen legen oder zumindest den Weg freihalten, damit der Samen fliegen kann. Es folgte in mir das Gefühl von „ich darf mitenscheiden“ (Freisein!) und „ich werde geliebt“, innere Ruhe, Vertrauen, Entspannung, Wachstum, einige Wochen Heilung durch Spiel, Stärkung für die bevorstehende Einschulungszeit, ganz druckfrei.
Es stürmte als ich als junge Erwachsene allein da lag, wochenlang kaum einen Schluck Wasser bei mir behalten konnte und mein ganzer Körper sich wehrte dort zu sein, wo ich war. Es folgte eine jahrelange Zeit der Bewusstwerdung, Klinikaufenthalte, Kurse, Bücher, Gespräche, körperliche Kenntnisse, Wissensaneigung. Die Erkenntnis von Glaubenssätzen, Mustern und Co. Es war der Eintritt in ein höheres Bewusstsein als zuvor. Ich begann meine eigene Welt und alles um mich herum anders wahrzunehmen. Und damit war der Start von bewusster Achtsamkeit und seelischer Heilung in meinem Leben gelegt. Ich konnte viele kleine Dinge plötzlich (wieder?) als so magisch und wunderschön erkennen.
Es bebte und stürmte als ich auf mein Herz hörte und diese „eigentlich gut funktionierende“ Beziehung zu diesem „eigentlich netten Mann“ gehen ließ. Ich hörte meiner innere Stimme und meine Wünsche und Bedürfnisse, ich hatte gelernt sie nicht mehr zu ignorieren und ging durch diese windige/schmerzvolle Trennung, die zeitgleich ein Gefühl von Freiheit brachte. Ich wusste, dieser Wind würde einen Samen legen, aus dem eine schönerer Blume wächst; ich wusste da wartet etwas anderes auf mich. Es folgte eine Phase des Neusortiertens und ich kam mehr in die mentale und körperliche Kraft als jemals zuvor, lernte mich selbst mehr zu lieben. Ich reiste für mich allein, fühlte mich sehr frei und traf zum ersten Mal auf ganz andere Menschen als ich sie bisher so kennenlernte.
Es bebte und stürmte als Mama plötzlich verstarb und ich sie nicht rechtzeitig verabschieden konnte, da sie in einem anderen Land war. Zeitgleich erlebte ich Magie und Energie wie nie zuvor. Ich verstand plötzlich, wie intensiv eine Beziehung tatsächlich sein kann und dass Metakommunikation real ist. Trotz des Schocks und der Trauer hatte ich nie zuvor solch eine innere Ruhe und Stille, Verbundenheit und tiefes Vertrauen in das Zusammenspiel von Leben und Tod. Als habe Mama mir geradewegs hundertfach meinen Glauben verstärkt. Als habe mein Bewusstsein sich in eine höhere Sphäre begeben, die ich rational nicht mehr be-greifen oder fassen konnte. Der Samen für das next level von Spiritualität und Bewusstseinserweiterung war nicht nur gelegt, sondern in rasanter Schnelligkeit als große Blume gewachsen.
Es bebte und stürmte, als ich diese eine Jobstelle antrat, die mich ein paar Monate erstmal komplett überforderte. Ich gab mir Zeit. Zeit mich einzufinden. Aber auch mir zuzuhören. Was folgte war meine Coachingausbildung, die so viel tolles nach sich zog: so viel Wissen, neue Menschen, erste Klientinnen,…
Es bebte und war windig als wir nach der Geburt meiner Tochter seit Monaten kaum schliefen. Was folgte waren Erkenntnisse darüber, weshalb es ein anerlernter Trugschluss und Glaubenssatz der Leistungsgesellschaft ist, xyz-viele Stunden schlafen zu müssen. Es folgten Erkenntnisse über Bindung, immer tiefer werdende Gefühle und last but not least der Einstieg in die Welt der hilfreichen ätherischen Öle von doTERRA, die ich heute so zahlreich weitergebe.
Es bebte und stürmte etwas, als ich plötzlich auf der Arbeit begann, alle paar Tage Migräne-Brech-Attacken zu bekommen. Es folgte die schnelle Entscheidung raus aus dem Umfeld zu gehen und mir einen Ort zu suchen, wo Menschen meine Werte teilen und wo nicht nur ich freier handeln sondern auch die Freiheit anderer Stützen kann. Der Samen für das next level vom Freiheitsverständnis wurde gestreut. Es folgten Menschen, deren Anwesenheit unheimlich heilsam für mich ist. Es folgte Vernetzung und vieles mehr. Und in diesem Prozess bin ich gerade noch. Mein Körper braucht noch Zeit, aber ich merke wie er allmählich wieder zu sich kommt und wie er mit sofortiger Wirkung auf meine Entscheidung für mich positiv reagierte.
Und es gab noch viele weitere, kleine Stürmchen. Zwischen all den Stürmen und bebigen Böden, gab es natürlich auch jede Menge ruhige, sonnige Zeiten. Zeiten zum Auftanken, mit diesem innerlichen gribbeligen Gefühl von Heilung. So wie während des Spaziergangs im Sonnenaufgang gestern am Feld, von dem ich oben berichtet habe. Aber heute sollte es hier um die Samen gehen, die gelegt und verstreut wurden, um das was gefolgt ist.
Es geht um deine innere Stimme, um den Blickwinkel, um Wahrnehmung, Zulassen, Erlauben, Wachsen ohne Druck. Annahme, Akzeptanz. Und so vieles mehr.
Welche (vermeintlich oder tatsächlich) negativen Erfahrungen, haben dich wachsen lassen? Wo stehst du heute, wo du früher noch nicht standest? Wer hat dir dabei den Rücken gestärkt? Welche Ressourcen hast du in dir selbst genutzt, um wieder auf die Beine zu kommen, die du immer wieder nutzen oder erweitern kannst?
Von Herzen,
Christina